Die japanische Teezeremonie

Die japanische Teezeremonie (jap. 茶道 sadô oder chadô, dt. Teeweg) ist in ihrem Ursprungsland mehr als eine einfache Teezeremonie. Sie ist ein Ritual, das alltägliche Handlungen auf die Ebene eines sakralen Ereignisses hebt. Dieses komplexe Geflecht aus Abläufen und Tradition wurde durch verschiedene Einflüsse geprägt, darunter fallen konfuzianische Etikette, japanische Gastfreundschaft, Ästhetik, Shintô-Rituale und der Zen-Buddhismus.

Eine formelle Teezusammenkunft dauert etwa vier Stunden und schafft eine Atmosphäre der Harmonie, des Respekts, der Reinheit und der Stille. Harmonie bezieht sich auf das Miteinander, die Auswahl der Teeutensilien und die Einbindung der Natur. Respekt beschreibt die Achtung zwischen Gastgeber und Gästen sowie die Wertschätzung der im Teeraum befindlichen Gegenstände. Reinheit ist ein zentrales Element, das nicht nur äußere Sauberkeit benennt, sondern auch eine innere, spirituelle Reinigung des Geistes. Stille repräsentiert das gemeinsame Erlebnis des Zur-Ruhe-Kommens, bei dem die Teilnehmer den störenden Gedanken der Alltagswelt entsagen.

Sen no Rikyû (1521–1591), ein bedeutender Teemeister, begründete einst die Wichtigkeit dieser vier Prinzipien Harmonie (wa), Respekt (kei), Reinheit (sei) und Stille (jaku). Die Teezeremonie strebt nicht nach einem bestimmten Ziel, sondern beleuchtet die Bedeutung des Weges. Der Praktizierende, der sich auf den Teeweg begibt, verbringt somit viele Jahre mit dem Erlernen und Einüben der Rituale. Die eigentliche Kunst besteht darin, sich so sehr in das eigene Tun zu vertiefen, dass keine störenden Gedanken mehr auftauchen. Die Teezeremonie führt zu größerer Gelassenheit und Freiheit, auch außerhalb des Teehauses.

Sowohl Gastgeber als auch Gäste sind gleichermaßen verantwortlich für das Gelingen der Teezeremonie. Alle Gäste sollten aktiv am Geschehen teilnehmen und sich mit den Teeutensilien auskennen. Die Anforderungen an die Gäste sind ebenso hoch wie die an den Gastgeber. Das Erleben einer Teezeremonie geht über eine ästhetische Erfahrung hinaus und erfordert von allen Beteiligten, den Alltag hinter sich zu lassen, sich inneren Reinigungsprozessen hinzugeben und sich vollständig im Moment aufzuhalten.

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